Geschichte wird heute in aller Regel in narrativer Form unterrichtet – ein Text oder eine Geschichte, die eine Reihe von Ereignissen mit handelnden Personen beschreibt. Dies bedeutet jedoch, dass diejenigen, die die Erstellung dieses Textes dominieren, die erzählte Geschichte formen können. Das Ergebnis ist eine Beschränkung des öffentlichen Diskurses. Das Fehlen einer kohärenten Darstellung konkurrierender Erzählungen, die auf widersprüchlichen Daten basieren, überträgt sich auf Online-Tools und -Plattformen.
Die grundlegenden Einschränkungen, die unser Ansatz anspricht, sind dreifach:
Erstens ist die Erzählform selbst problematisch. Geschichte ist nicht linear – sondern vielschichtig und miteinander verbunden. Ein Text ist notwendigerweise linear. Ein Gedanke wird nach dem anderen präsentiert. Ein Netz verbundener Menschen, Ereignisse und Orte ist deutlich besser geeignet, die Komplexität der Geschichte darzustellen. Angetrieben durch den Wunsch, diese Querverbindungen zu verstehen, kann das Netz von den BenutzerInnen auf immer wieder neue Weise sortiert, gruppiert und gefiltert werden. Wir erreichen dies, indem wir Geschichte als ein Netzwerk von Objekten und ihren Beziehungen erfassen.
Zweitens muss ein geschriebener Text von jemandem geschrieben werden. Diejenigen, die schreiben, können entweder eine ausgewählte Gruppe von ExpertInnen oder die breite Öffentlichkeit sein. Im ersten Fall muss man genug FachexpertInnen finden, um die Breite menschlicher Unternehmungen abzudecken, und man muss darauf vertrauen, dass sie wirklich ExpertInnen auf dem Gebiet sind, über das sie schreiben. Im zweiten Fall können konkurrierende Meinungen zu “Bearbeitungskriegen” führen, bei denen der Text wiederholt geändert, ergänzt und gelöscht wird, um die Erzählung zu steuern. In einer Graphdarstellung der Geschichte muss keine Modifikation zur Löschung von Daten führen. Alle Änderungen werden mit aus dem Quellenmaterial abgeleiteten Gründen aufgezeichnet. Dies kombiniert die Stärken wissenschaftlicher Kuration mit der Breite der kollaborativen Arbeit.
Schließlich müssen in einem Text faktisch falsche Behauptungen gelöscht werden. Böswillige AkteurInnen können die KuratorInnen überwältigen, indem sie wiederholt dieselben falschen Informationen hinzufügen. Das kontinuierliche Korrigieren solcher absichtlicher Verzerrungen kann zeitaufwendig und emotional erschöpfend sein. In einer Graphdarstellung wird keine falsche Behauptung gelöscht, sondern als falsch aufgezeichnet, zusammen mit der auf dem Quellenmaterial basierenden Begründung. Dies kehrt die Dynamik des Diskurses über historische Darstellung um. Böswillige AkteurInnen müssten ständig neue falsche Aussagen erfinden, da Duplikate leicht zu eliminieren sind.